Die Geschichte eines Posaunenchores

Musikalisches  Jungbläser

Der Evangelische Posaunenchor Eltville wurde im Jahre 1963 gegründet. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Eltville schon seit 10 Jahren eine sehr aktive Jugendgruppe des CVJM, die aus den Lederhosen und Fahrtenhemden herausgewachsen war und neue Betätigungsfelder suchte.

Ein Tipp fiel auf fruchtbaren Boden!

„Versucht es doch mal mit Musik, zum Beispiel als Posaunenchor!“

Es ergab sich auch schnell eine Gelegenheit, zu Beginn des Jahres 1963, an einer Posaunenchorfreizeit in Südtirol teilzunehmen. Drei junge Männer, Horst Ritter, Jürgen und Klaus Wahl sind gerne mitgefahren, haben auf geliehenen Instrumenten dort ihre ersten Töne produziert und haben ganz viel Motivation mit nach Hause gebracht. Diese Begeisterung konnte auch weitergegeben werden, nach und nach erfolgte ein nahtloser Übergang von einer reinen Jugendgruppe in einen Posaunenchor mit vielen Anfängern.
Dankbar haben wir die Hilfe anderer Chöre, wie Geisenheim und Kirberg, angenommen; einen Chorleiter gab ’s bei uns noch nicht.

Nach einem Dreivierteljahr war es soweit. Wir spielten zum ersten Mal öffentlich (mit Verstärkung aus Kirberg) im Reformationsgottesdienst in der Johanneskirche in Erbach - mit flatternden Nerven. Hier waren wir Herrn Pfarrer Erich Ufer sehr dankbar für seine moralische Unterstützung. Mit Hilfe der Kirchengemeinde konnten Instrumente und Noten angeschafft werden, die Zahl der Bläser nahm zu, die musikalischen Ansprüche ebenfalls. Es ging aufwärts und machte viel Spaß. In Grunde haben wir uns das Meiste selbst beigebracht.

Im Jahre 1969 trat dann eine Wende ein. Ein junger Mann namens Günter Fell besuchte uns in der wöchentlichen Übungsstunde, sagte er sei ein alter Hase in Punkto Posaunenchor und wohne jetzt in Eltville. Kurz darauf war er unser Chorleiter. In diesem Jahr fiel noch eine wichtige Entscheidung. Wir traten aus dem CVJM aus und wurden Mitglied im Posaunenwerk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Seitdem tragen wir den Namen „Evangelischer Posaunenchor Eltville“.

Ebenfalls wichtig für uns war der Übergang in der Vereinsführung. Waren bis dahin unsere Väter als Vorsitzende und damit auch als Verantwortliche in der Pflicht, so nahmen wir in dieser Zeit das Ruder selbst in die Hand. Von 1967 bis 1969 übernahm Helmut Schmidt das Amt von seinem Vater, anschließend trat Klaus Wahl seine Nachfolge an. Wir stellten uns immer neuen Aufgaben, die Ausbildung neuer Bläser war uns wichtig. Allein im Jahr 1975 startete eine Anfängergruppe mit 17 Kindern und Jugendlichen. Instrumente mussten ausgeliehen werden, zu dritt teilten wir uns die Arbeit in er Ausbildung, am Ende blieben auch einige der Neulinge als Mitbläser im Chor.

Wir wurden nicht nur in unserer Kirchengemeinde gebraucht, auch auf anderen Gebieten war unsere Musik gewünscht. Vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit waren wir sehr gefragt. Wir spielten auf Weihnachtsmärkten, in Altenheimen und im Eltviller Krankenhaus. Seit 1970 sind wir jedes Jahr, wenn das Wetter mitspielt, vom Turm der Kirche St. Peter und Paul zu hören. Apropos Ökumene. Ganz besonders froh sind wir über die Zusammenarbeit mit dem Chor von St. Peter und Paul. Seit Mitte der 70er Jahre und seit 1980 immer abwechselnd in der Johanneskirche Erbach und St. Peter und Paul in Eltville gestalten wir gemeinsam am 2. Advent unsere Adventsmusik, die immer viele Zuhörer anlockt.

In unsere Partnerstadt Montrichard hat es uns auch schon des Öfteren hingezogen. In den Jahren 1977, 1980, 1986, 1992 und 2002 erlebten wir eindrucksvolle Tage und konnten mit unserer Musik, die für französische Ohren vielleicht etwas ungewohnt ist, viele Freunde gewinnen. Auch bei vielen großen Jubiläumsfeiern, hier wie dort, wurden wir um Mitwirkung gebeten, so auch 2015 bei der 50- Jahrfeier der Verschwisterung waren wir mit unseren Instrumenten in Montrichard dabei.

Wenn wir im Jahr 40 bis 50 Einsätze als Bläser absolvieren, ist der Wunsch nach gemeinsamem Erleben und vielleicht auch ein bisschen Abenteuer groß. So machen wir Ausflüge mit Kind und Kegel, seit 1980 gibt es jedes Jahr ein Zeltlager, am Anfang in Cramberg an der Lahn auf einem idyllisch gelegenen Wiesengrundstück am Fluss, in den letzten Jahren auf einem Campingplatz an der Umbachtalsperre. Auch im Winter zog es uns hinaus in die meist verschneiten Wälder am Großen Feldberg im Taunus zu einem erholsamen Wochenende. In den 80er Jahren entdeckten wir ein neues Abenteuer: spätestens alle 2 Jahre fuhren wir nach Holland und charterten für 5 Tage 2 große Segelschiffe, mit denen wir bei fast jedem Wetter bis zu den westfriesischen Inseln segelten.

1988 feierten wir unser erstes großes Jubiläum. Wir wurden 25 Jahre alt - Grund genug, einmal richtig zu zeigen, was wir können. Unser Chor war inzwischen zusammen mit den Jungbläsern auf rund 40 Aktive angewachsen, worauf wir sehr stolz waren. Zum Jubiläum gab es eine Weinprobe für die Posaunenchorfamilie, für das Publikum ein Konzert mit einer Bilderschau in der Johanneskirche, einen Festgottesdienst und die Mitwirkung am Gemeindefest in Erbach.

2003 feierten wir unser 40-jähriges Jubiläum über das Jahr verteilt mit verschiedenen Veranstaltungen: diesmal eine „biblische“ Weinprobe, eine Wanderung, ein Ausflug an die Mosel und ein Festgottesdienst. Unsere Serenade im Klosterhof Drais stand ebenfalls unter diesem Motto. 

Das Jahr 2013 stand ganz im Zeichen des „Goldenen Jubiläums“.
Zur Einstimmung erlebten wir ein Bläserwochenende auf der Ebernburg mit einem unserer  Lieblingskomponisten Traugott Fünfgeld. Am Sonntag Kantate feierten wir mit der Gemeinde  einen Bläsergottesdienst in der Christuskirche in Eltville; anschließend gab es einen kleinen Empfang mit Fotoausstellung im Luthersaal. Im Mittelpunkt stand dann die Musikalische Abendfeier am 21. September in der Johanneskirche mit dem großen Empfang im Gemeindehaus. Den Abschluss bildete dann noch eine festliche Weinprobe für die Bläserfamilie im Weingut Gerko Freiherr zu Knyphausen, der auch unser Schirmherr unseres Jubiläums war.

 

Im Laufe der Jahre gab es natürlich auch personelle Veränderungen. 1996 übergab Klaus Wahl das Amt des Vorsitzenden an Sabine Fell, die bis 2004 verantwortlich war. Anschließend übernahm Peter Siefke den Vorsitz, bis er, im Jahr 2014 das Amt des Vorsitzenden an Winfried Henzel übergab.

Einen Chorleiterwechsel gab es erstmals nach 32 Jahren engagierter Tätigkeit von Günter Fell, der im Jahr 2001 als Chorleiter verabschiedet wurde. Michael Eisen wurde als neuer musikalischer Leiter in sein Amt eingeführt. Bis Ende 2012 war er mit großem Engagement tätig und hat uns in dieser Zeit musikalisch ein großes Stück weiter gebracht. Seit Januar 2013 steht Andreas Sauerteig nun am Dirigentenpult.


Text: Klaus Wahl

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